Keramik und Porzellan aus ThailandNach der neusteinzeitlichen Epoche von Ban Chiang vergehen etwa 2500 Jahre, bis man in Thailand auf jene Keramik trifft, die als Zeugnisse einer Thai-Kultur anzusehen sind.
Sukhothaikeramik Aus dem Grundstoff, den man in der Provinz Sukhothai fand, konnte man einen sehr harten Scherben herstellen, ähnlich dem chinesischen Celadon. Die siamesischen Stücke unterscheiden sich jedoch erheblich von ihren Vorbildern. Die ersten Keramiken in der neuen Technik stammen wohl aus den Ban Ko Noi-Öfen unweit Chalieng. Bei der Sukhothaikeramik handelt es sich um eine graue, steinzeugartige, hochgebrannte Irdenware, auf der ein hellgrauer Tonanguss liegt. Über die Bemalung mit eisenschwarzem Tonschlicker wurde in fast gleicher Stärke wie der Anguss eine transparente, feincraquelierte Glasur gezogen. Charakteristisch sind die fünf Spuren der Brandstützen, die wir aus dem China der T'ang-Zeit kennen. Die Ware des 14./15. Jh. umfasst Schalen, flaschenförmige, kugelige und Vasen mit breiter Leibung und Öffnung. Das Dekor besteht aus Blütenranken, Fischmotiven, Wirbeln und Strichornamenten. Sukhothai war noch in Betrieb, als bereits in Sawankhalok gebrannt wurde. Da zu allen Jahrhunderten Chinesen nach Süden gewandert sind, kann man unterstellen, daß chinesische Töpfer im 14./15. Jh. die siamesische Keramik neu inspiriert haben. Sawankhalok Vom 14.Jh. bis zur Zerstörung durch die Burmesen 1767 bestand das Reich von Ayutthaya. Der Anfang der Sawankhalok-Keramik ist nicht belegt, getöpfert und gebrannt wurde rd. 150 Jahre lang. Weil der Königshof die neue, seladonartige Ware bevorzugt, setzt eine grössere Produktion ein. Sukhothai-Tradition wurde in der eisenschwarz bemalten Ware von Sawankhalok fortgesetzt, die auch in der San Kamphaeng-Keramik fortlebt. Sawankhalok ist vielfältig: Man bemalte mit Eisenbraunschwarz oder Unterglasurblau unter dünner, transparenter, nur leicht getrübter Glasur, verwendete braune oder grauweisse Glasur, schnitt Ornamente ein oder malte auf grauweissem Scherben mit brauner und seladonfarbener Glasur. Der Scherben ist oft rötlich und hochgebrannt, steinzeugartig. Unter den Formen finden wir Schalen mit beschnittenem Fuss, kugelige Vasen mit breiter, birnenförmige mit engem Hals und kleiner, trichterförmiger Öffnung, Vasen mit hochgezogener Eiform und kleinen Doppelhenkeln, Deckelgefässe mit und ohne Ösenhenkeln, Vasen in Kürbisform mit Ösenhenkeln, Deckeldosen und Kleinplastiken. Eine Sonderform ist das Kendi, eine flaschenartige Form. Auf der Leibung in gedrückter Kugelform sitzt ein Hals mit ausschwingendem Halsrand und etwas eingezogener Öffnung, auf der Schulter mammaartig ein Ausguss mit enger Öffnung auf. Das Kendi erscheint bereits auf einem Bild in Tufan, Name und Form sind indischen Ursprungs. Das ,kundika' oder ,kundi' war in buddhistischen Klöstern ebenso zu Hause wie die Almosenschale. Damit wurden den Mönchen Getränke eingeflösst, ohne dass sie das Gefäss berührten. Indisch-buddhistische Überlieferung prägte im China der T'ang-Zeit einen Formtyp, der in Siam aufgenommen wird und später über den Handel wieder in China erscheint. Die frei wuchernde, üppige florale Ornamentik in Sawankhalok, die sich völlig von der chinesischen und der des Islam unterscheidet, entspricht indischer Mentalität, hat allerdings über Zentral- und Südostasien die spätere chinesische Keramik wesentlich beeinflusst. Für Sawankhalok sind runde Säulenbrandstützen wie im China der Yuean- und Mingzeit bezeichnend.
Khmerkeramik. Ein wichtiger Vorläufer siamesischer Keramik ist die der Khmer. Die Khmeroefen lagen z. T. auf heute thailändischem Boden wie in der Nähe von Surin und Srisaket nördlich von Kambodscha. Khmerkeramik vom 10. - 13. Jh. Ist ungewöhnlich geformt: Die Vasen haben hohe, breite Schultern, die sich über die stark verengende Leibung zu schmalem Fuss zusammenziehen. Rustikal sind eiförmige Körper mit engem oder trichterförmigem Hals oder stark bauchige Gefässe mit kleinen Doppelhenkeln. Die hochgebrannte Irdenware hat im 10. Jh. gelblich-weisse oder blassgrünliche, seladonfarbene Glasur, im 10./11. Jh. dunkle Glasur auf hellem Scherben oder umgekehrt, später überwiegend auf dunklem Scherben eine russige, vielfach fleckig dunklelbraune Glasur. Die thailändische Keramik ist längst nicht vollständig erforscht. Der Reiz für das ,Neue', Unentdeckte wird bleiben, denn es sind noch zirka 400 gesunkene Schiffe mit etwa 4 000 Keramiken zu bergen. Ein Teil dieser Schätze wird in einem neuen Museum in Kanchanaburi der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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Siam Porzellan
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