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Soziale- und Humanitäre Hilfsprojekte in Thailand

slumkinder
Der Begriff "Armut" ist relativ, eine Definition nennt als Armutsgrenze jenes Einkommensniveau, das ausreicht um die elementaren Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Ein internationaler Richtwert für die Armutsschwelle nennt ein tägliches Einkommen von 2 USD - demnach galt in Thailand im Jahr 2000 als arm, wer weniger als ca.2000 Baht (also etwa 41 Euro) pro Monat verdiente. Offiziell gab es im Jahr 2000 in Thailand 8.891.459 Arme. Das entsprach 14,2 % der thailändischen Bevölkerung. Diese Situation hat sich bis heute nicht wesentlich verbessert. Das Durchschnittseinkommen lag in diesem Jahr bei rund 3.500 Bath (ca. 71 €) und 26,9 % der thailändischen Haushalte lebten in Slums (4.327.000 Haushalte). Neben diesen offiziellen Zahlen gibt es aber auch Schätzungen, die davon ausgehen, daß 50 % der Bevölkerung als arm einzustufen sind. Ein Indiz für die Richtigkeit dieser Schätzungen sind die thailändischen Mindestlöhne, die 2005 in Bangkok bei 181 Bath lagen und in den ärmsten Provinzen des Nordens nur 140 Baht (z.B. in Nan und Phrae; Quelle: Thailändisches Arbeitsministerium). Und dieser geringe Lohn gilt natürlich nur bei offiziell angemeldeten Arbeitsverhältnissen - das Heer der Taglöhner, beispielsweise in der Landwirtschaft, muss sich in der Realität mit 100 Bath pro Tag begnügen.

In Thailand (aber auch bei uns!) spricht man nicht gerne über die Armut im Land, man versteckt sie gerne hinter schön scheinenden Zahlen und Prognosen zum Wirtschaftswachstum, Export und Deviseneinnahmen - am Image als heile Welt für die Tourismusindustrie und ausländische Investoren soll doch bitte nicht durch "Negativpropaganda" gekratzt werden ... Und tatsächlich merkt der Reisende (vor allem nicht in Bangkok und den Touristenresorts) kaum etwas von den Existenznöten sehr, sehr vieler Thais. Die verstecken sich in den Slums von Bangkok, aber vor allem auch in Verschuldung und Landverlust bei der ländlichen Bevölkerung im Nordosten, Norden und Süden.

Auch die Wahlsiege des mittlerweise durch einen Militärputsch gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin wurden nicht durch die aufgeklärte, selbstbewusste Mittelschicht ermöglicht, sondern durch die Existenz einer großen Masse ärmerer, meist in ländlichen Regionen beheimateter Bevölkerungsschichten. Sie wählten einen "Patron", der ihnen materielle, oft sogar direkte Geldgeschenke machte. Seine populistische Großzügigkeit entsprang weniger volkswirtschaftlichen oder sozialpolitischen Überlegungen als dem Streben des nach Stimmenmaximierung auf der Basis der Armut der Menschen. Er schlug sich scheinbar auf die Seite der Armen, und instrumentalisierte geschickt den traditionellen thailändischen Interessengegensatz zwischen der relativ kleinen städtischen Mittelschicht und der großen Masse der armen Landbevölkerung für seine politischen Zwecke. Er sprach sogar davon, die Armut in Thailand in vier bis sechs Jahren vollständig ausrotten zu wollen, obwohl das eigentlich gar nicht in seinem Interesse liegen konnte. Thaksin brauchte eine bedürftige Bevölkerungsmehrheit, die mit gnädigen materiellen Gesten bei der Stange zu halten ist und die glaubt, was ihr das von ihm zum Großteil kontrollierte Radio und Fernsehen vorgaukelte. Eine unaufgeklärte, uninformierte, mit Existenzfragen ringende Bevölkerungsmehrheit ist die Basis von Thaksins Wahlsiegen. Aber diese in Armut lebenden und ungebildeten Wählerinnen und Wähler werden sich nach der Thaksin-Ära wenig um politische und andere Lügen oder um Korruption im politischen Tagesgeschäft kümmern. Deshalb sind Armut und damit verbundene mangelnde Bildung (zb. auch durch schlechte Lehrpläne an den Grundschulen) durchaus auch als ein politisch gewolltes politisches Kalkül zu sehen. Aber das gilt nicht nur für Thailand, sondern ist vermutlich ein (mehr oder weniger gut verstecktes) weltweites Phänomen.

Unter diesen Bedingungen kann die Sozial- und Entwicklungszusammenarbeit von NGOs und das Engagement von Einzelpersonen und Gruppen, die das Leid und die Not von Millionen dieser unterprivilegierten Menschen (beispielsweise auch der ethnischen Minderheiten, wie die der Moken, zu lindern versuchen, gar nicht hoch genug bewertet werden.

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