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Religion in Thailand - Theravada Buddhismus und Geisterglaube

Thailand ist kein Buddhistisches Land. Obwohl sich über 90% der Bevölkerung zum Theravada-Buddhismus bekennt und dieser ein fester Bestandteil des Lehrplans an den öffentlichen Schulen ist (außer im muslimischen Süden), ist der Buddhismus keine in der Verfassung verankerte Staatsreligion. Der König von Thailand ist der Wahrer und Schutzherr aller Religionen im Königreich, nicht nur des Buddhismus.

Der Buddhismus ist in Thailand jedenfalls die dominante "Hochreligion", die sich durch große Toleranz auszeichnet. Der Buddhismus konkurriert nicht mit anderen Religion auf der Welt, ja er verbietet seinen Gläubigen nicht einmal, gleichzeitig irgendeiner anderen Religion anzuhängen. Warum? Buddhismus ist im Grunde eine gottlose Religion die sich über jegliches Gott-Verständnis stellt - die Gottheiten anderer Religionen werden als Bestandteil der diesseitigen Welt aufgefaßt. Die jenseitige Welt des Buddhismus, das Nirwana, steht über der Welt der Götter wobei nach Buddhistischem Verständnis Gottheiten genauso den Erkenntnissen des Buddha (wie jeder Mensch) unterliegen. Auf diese Weise erhebt sich der Buddhismus über alle weltlichen oder religiösen Konflikte und schuf so die Voraussetzung dafür, daß Thailand auf eine lange Tradition religiöser Toleranz zurückblicken kann, was man von vielen Ländern die durch andere Welt-Religionen geprägt sind, keineswegs behaupten kann.

Tam Bun ist das traditionelle Konzept zum "Erwerb religiöser Verdienste" im thailändischen Theravada-Buddhismus. Tam Bun ist der "Weg" oder die "Religion" des thailändischen Volkes oder besser gesagt der Laien (im Gegensatz zu den ordinierten Mönchen). Verdienste erwirbt der Laie durch:

  • Geben (dana)
  • Tugendhaftes Leben (sila)
  • Sammlung (Meditation)
  • Ehrerbietung (apacayana)
  • Hilfsbereitschaft (veyyavacca)
  • Eigene Verdienste anderen widmen (patti-dana)
  • Sich erfreuen an den Verdiensten anderer (pattanumodana)
  • Anhören von Dhamma-Vorträgen (dhammassavana)
  • Verbreitung des Dhamma (dhammadesana)
  • Entzerren der eigenen Ansichten (ditthujukamma)
Sowohl die Toleranz des Buddhismus als auch sein Konzept des "Tam Bun" sind wesentlich zum Verständnis eines anderen religiösen Phänomens in Thailand, nämlich des Animismus und der Ahnenverehrung.

Animismus - Geisterglaube - Ahnenverehrung

Diese religiösen Vorstellungen sind weit älter als der Buddhismus und die Vorfahren der heutigen Thais haben dieses Weltbild bei ihren "Völkerwanderungen" in das Gebiet des heutigen Thailands aus Südchina vor über 1000 Jahren mitgebracht. Das Wort "Animismus" wird abgeleitet von dem lateinischen Wort "Anima", welches "Seele" oder "Atem" bedeutet. Animismus ist die Lehre von der Beseeltheit der Dinge.

Es ist eine seltene Ausnahme einem Thai zu begegnen, der keine Angst vor Geistern (phii) hat. Die Phii sind für Thailänder ein fester Bestandteil des Lebens. Phii sind in der Familien gegenwärtig, ebenso in der sozialen Gemeinschaft des Dorfes, in den Reisfeldern, Wäldern, Flüssen und Bäumen. Eigentlich sind sie überall in der Natur anzutreffen. Von verstorbenen Personen nimmt man zwar nicht an, daß ihre Seelen im Dorf verbleiben, aber die Thais glauben, daß sie manchmal zurückkommen um ihre Verwandten zu besuchen. Phii gehören zur unsichtbaren Welt aber haben dennoch ihren Platz im Leben der Gemeinschaft.

Phii repräsentieren die sozialen Regeln und Werte der Gemeinschaft die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Menschen in den Dörfern glauben, daß diese sozialen Regeln und Werte auf die Vorfahren zurückgehen, wobei die Vorfahren jetzt selbst phii sind. Mißachtet man diese überlieferten Regeln aus Unachtsamkeit oder überschreitet man sie gar absichtlich, so werten das die Menschen als eine direkt gegen die phii gerichtete Handlung die man als phid phii bezeichnet (phid bedeutet "verletzen, beleidigen"). phid phii ist ein Ausdruck, der oft auch in Beziehungen zwischen Mann und Frau gebraucht wird.

In den Dörfern des Nordostens (Isaan) unterscheidet man zwei Kategorien von phii , nämlich "Gute" und "Böse". Zu den guten phii gehören die phii fa (Götter des Himmels), die phii der sozialen Gemeinschaft (pu-ta, mahesak) und die phii der Naturerscheinungen wie etwa die phii pa (Wald), phii na (Reisfeld), phii nam (Wasser) sowie die phii ban (Familie/Haus). In die Kategorie der phii fa fallen alle wohlwollenden Götter (deva, thevada - also vor allem Hinduistische Götter, aber auch alte vorbuddhistische Gottheiten, wie zum Beispiel die Reisgöttin Mae Phosop) oder die Mutter des Wassers Mae Khong Kha, während die anderen die Hüter der Natur oder die Beschützer der sozialen Gemeinschaft sind.

Die bösen Geister sind naturgemäß übelwollend und können den Menschen Schaden zufügen. Die meisten dieser übel wollenden phii wohnen in der Natur. Wenn es in einer Dorfgemeinschaft Krankheitsfälle, Konflikte oder Probleme gibt, dann organisieren die Dorfleute eine Zeremonie (die meist von einem Mönch geleitet wird) um den bösen Geist aus dem Dorf zu verjagen. Das schädliche Wirken dieser Geister wird meist durch auftretende Krankheitsfälle identifiziert bzw. erkannt, und zwar weil die Vorstellung existiert, daß diese phii Nahrung benötigen und sie sich diese im Körper vom Menschen suchen. Von den Menschen angebotene Nahrungsopfergaben sind dann eine Alternative für die Geister, sodaß sie ihre Nahrung nicht mehr durch das Eindringen in den Körper von Menschen suchen müssen.

Phii existieren weil sie Sinn und Bedeutung haben. Diese Bedeutung der phii ist unentbehrlich für den einzelnen Menschen, für die Familie und das Leben der Gemeinschaft; sie werden ähnlich wie menschliche Wesen gedacht und sind ein wesentlicher Teil der Natur und des Kosmos. Die Menschen müssen sich in angemessener Weise zu ihnen in Beziehung setzen, da die Geister (ebenso wie Menschen) gut oder böse sein können. Sie beanspruchen Achtsamkeit und Fürsorge, Verehrung und Opergaben. Dadurch können die Menschen in diesem Leben Verdienste sammeln - mit dem Ziel im nächsten Leben als guter Geist oder wieder als Mensch wiedergeboren zu werden und nicht als böser herumirrender Geist der überall nur Ärger verursacht.

Theravada Buddhismus

Theravada bedeutet wörtlich "die Lehre der Älteren". Es ist die älteste und ursprünglichste Form des Buddhismus, welche hauptsächlich in südostasiatischen Ländern, wie Sri Lanka, Burma, Kambodscha, Laos, Thailand und in Teilen Vietnams praktiziert wird. Als dogmatische Grundlage des Theravada-Buddhismus gilt alleine der Pali-Kanon, dieser setzt sich aus drei Einzelwerken zusammen und wird als Tipitaka ("Dreikorb") bezeichnet. Diese drei Teile bestehen aus Suttapitaka, Vinayapitaka und Abhidammapitaka. Der Suttapitaka beinhaltet die Lehrreden des Buddha, der Vinayapitaka die Mönchs- und Nonnenregeln und der Abhidhammapitaka philosophische und psychologische Lehren.

Eine Grundlage der Buddhisten der Theravada Tradition ist die "dreifache Zuflucht", dies bedeutet mündlich Zuflucht zum Buddha, zu seiner Lehre, welche als dhamma bezeichnet wird und der Gemeinde (sangha) zu nehmen

Eine weitere Grundlage bilden die fünf ethischen Grundübungen (pancasila):
- Lebendiges umzubringen will ich mich enthalten
- Nichtgegebenes zu nehmen will ich mich enthalten
- Des falschen Gebrauchs der Sinne will ich mich enthalten
- Falscher Rede will ich mich enthalten
- Berauschender Mittel will ich mich enthalten

Das Ziel der pancasila stellt die Entwicklung von Freigibigkeit, Freundlichkeit, Toleranz, Geduld und Solidarität dar. Diese Eigenschaften bilden die Basis für die Entwicklung von geistiger Konzentration (samadhi), welche wiederum Voraussetzung für die Meditation (bhavana) ist. Eine wichtige Meditationstechnik der Theravada-Schule ist die Vipassana-Meditation. Vipassana bedeutet wörtlich "klar sehen, Klarblick", im weiteren Sinne "die wirklichkeitsgemässe Wahrnehmung der drei grundlegenden Merkmale des Daseins, nämlich Vergänglichkeit (anicca), Leidhaftigkeit (dukkha) und Substanzlosigkeit der Phänomene der Welt (anatta)". Um diese Merkmale wirklich erfahren zu können, ist ein ständiger Beobachtungsprozess, der mit wacher Achtsamkeit verbunden ist, notwendig. Diese wache Achtsamkeit kann mit Hilfe von vier verschiedenen Methoden geübt werden, nämlich ständige Beobachtung des Körpers, der Gefühle, der Gedanken und der Geistobjekte (dhammas).

Als Grundlehren des Theravada-Buddhismus gelten die Vier Edlen Wahrheiten sowie der Edle Achtfache Pfad. Die erste der Vier Edlen Wahrheiten besagt, dass eine grundlegende Eigenschaft aller Phänomene der Welt Leidhaftigkeit oder Unbefriedigung ist. Die zweite besagt, dass die Ursache der Unbefriedigung das Begehren ist. Die dritte erklärt, dass durch die Aufhebung des Begehrens die Leidbefreiung erlangt werden kann und die vierte zeigt den Weg zur Leidbefreiung in Form des Edlen Achtfachen Pfades, dessen Glieder Rechte Erkenntnis, Rechte Gesinnung, rechte Rede, Rechtes Handeln, Rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit und Rechte Sammlung sind.

Thailändischer Tempel Wien - Wat Yarnsangvorn
Thailändisch-Buddhistische Gesellschaft
saengdham@yahoo.co.uk
1050 Wien, Kohlgasse 41
Tel. 01/548 80 78




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