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Reis notiert erstmals über 1000 Dollar
Aufgrund der weltweiten Lebensmittelkrise kommt es bereits zu Hamsterkäufen

24. April 2008 - Source: The Nation

Die von den weltweit steigenden Lebensmittelpreisen verursachte Ernährungskrise hat einen neuen Höhepunkt erreicht: In Thailand kostete eine Tonne Reis am Donnerstag erstmals mehr als 1000 Dollar. Damit hat sich der Preis für das lebenswichtige Grundnahrungsmittel im größten Reisexportland seit Jahresbeginn fast verdreifacht. Auch an der weltgrößten Warentermin-Börse in Chicago kletterte der Reispreis auf ein Rekordhoch.

Verschärft wird die Krise durch die Verhängung von Exportbeschränkungen wichtiger Anbauländer. So stoppten u.a. Indien und Vietnam in den vergangenen Wochen ihre Reisausfuhren, um das Angebot im eigenen Land besser bedienen zu können und die Preisexplosion für einheimische Kunden zu stoppen. Auch Brasilien folgte nun mit dieser Maßnahme.

Der thailändische Verband der Reisexporteure rechnet daher mit einem weiteren Preisanstieg. In Bangkok könnte sich der Reis nach Einschätzung von Händlern in diesem Jahr noch auf über 1300 Dollar pro Tonne verteuern. Zu Jahresbeginn lag der Preis noch bei 380 Dollar. Die Regierung in Thailand hat wiederholt erklärt, ihre Reisexporte nicht beschränken zu wollen, was ihr Beifall von der Welthandelsorganisation eingebracht hat. Für die Verbraucher in Thailand dürfte sich die Lage dadurch aber zunächst kaum verbessern.

Wegen der Krise erlaubt in den USA die Wal-Mart-Tochter Sam's Club ihren Kunden seit Mittwoch nur noch den Kauf von vier Reissäcken à neun Kilo pro Besuch. Der Konkurrent Costco Wholesale berichtete ebenfalls von einer auffallend großen Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln wie Reis oder Mehl. "Wohin man auch blickt: überall tauchen Berichte über Lebensmittelengpässe und Hamsterkäufe auf", sagte der US-Reis-Broker Neauman Coleman. An dem Chicago Board of Trade hat der Zentner Reis erstmals bei mehr als 25 Dollar notiert.

Die rasant steigenden Lebensmittelpreise haben von Asien über Afrika bis in die Karibik zu gewaltsamen Protesten geführt. In Haiti stürzte die Regierung im Zuge der Unruhen. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht, weil sich an den Gründen für die Preisexplosion vorerst nicht viel ändern dürfte. Dazu zählen die wachsende Weltbevölkerung, der Anstieg der Lebensqualität in Schwellenländern wie China, der Trend in Industrieländern zu Bio-Sprit und Ernteausfälle in wichtigen Exportländern wie Australien im Zuge immer stärkerer Wetterschwankungen. Hinzu kommen Spekulationsgeschäfte. In den meisten industrialisierten Ländern wurde zudem die landwirtschaftliche Produktion durch Umwidmung landwirtschaftlicher Nutzflächen in Wohngebiete reduziert, oder (wie in der EU) Produktionsflächen einfach stillgelegt.

Die Weltbank hat insbesondere Thailand, den weltgrößten Reisexporteur, dazu aufgerufen seine Exporte nicht zu beschränken und so zur Linderung der globalen Nahrungsmittelkrise beizutragen. Ministerpräsident Samak Sundaravej ist jedoch über die Vereinten Nationen und der Weltbank verärgert. Er sagte, sie hätten früher die Erdöl exportierenden Länder verurteilen müssen als diese die Ölpreise grundlos in die Höhe getrieben haben.

Stattdessen haben sie nun mit dem Finger auf jene Länder gezeigt, in denen die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungsmitteln auf Kulturpflanzen zur Herstellung von Biokraftstoffen umgestellt wurde.

Der Vizepräsident der Weltbank für die Ostasien-Pazifik Region, Jim Adams, sah sich gestern gezwungen, einen Versuch zur Beruhigung der hitzigen Debatte zu unternehmen. Ohne sich direkt auf Samak's Kommentar zu beziehen, sagte Adams: "Im Wissen um Thailands lange und erfolgreiche Geschichte als Reis-Exporteur habe ich betont, dass die Regierung von Thailand dafür verantwortlich war, dass trotz Drucks von verschiedenen Seiten die Reisexporte zu beschränken, es zu keinen Exportbeschränkungen gekommen ist. Es gab aus unserer Sicht eine ausreichende Versorgung mit Reis zur Deckung des Bedarfs. "

Die globale Nahrungsmittelkrise ist ein lehrreiches Ereignis für Thailand. Wir haben den Agrarsektor lange Zeit ignoriert und waren auf den Sektor der Industrieproduktion fixiert. Zur Zeit macht die landwirtschaftliche Produktion weniger als 10 Prozent des Brutto-Inlands-Produkts aus, und das, obwohl über 30 Millionen Thais direkt vom landwirtschaftlichen Sektor abhängig sind.

Thailand's Hauptexportgüter sind zur Zeit integrierte Schaltkreise, Produkte der Automobil-Industrie, Kunststoffe, Juwelen und Elektrogeräte. Im März dieses Jahres hatten diese Industriegüter einen 64 prozentigen Anteil an den Gesamtexporten im Wert von insgesamt fast 10 Milliarden Dollar. Zur gleichen Zeit machten die Ausfuhren des landwirtschaftlichen Sektors lediglich ein Anteil von 16.7 Prozent ($ 2,4 Milliarden) des Gesamtexports aus. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgüter sind Reis, Kautschuk, Tapioka (Stärkemehl der Maniokwurzel [Kassawa]) und Lebensmittel. Der Anteil der übrigen Exporte betrug 17,6 Prozent ($ 2,6 Milliarden).

Obwohl der Wert der thailändischen Agrarexporte und Erträge klein im Vergleich mit anderen modernen Wirtschaftssektoren ist, würde es tatsächlich einen großen Unterschied für die Existenz der thailändischen Bauern und Landarbeiter machen, wenn die Abnahmepreise für ihre Produkte erhöht werden können. Zur Zeit sind die Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe bereits gestiegen, was zu einem höheren Lebensstandard für Thais in ländlichen Gebieten geführt hat. "SCG Baumaterialien", ein Unternehmen der "Siam Cement Group" hat festgestellt, dass der Verkauf von Baumaterialen im ersten Quartal dieses Jahres um 5 - 10 Prozent gestiegen ist, was vor allem auf die höheren Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe zurückgeführt wird.

Eine empfehlenswerte Strategie für die Zukunft ist der Blick zurück auf die Stärken unserer Landwirtschaft. Thailand könnte tatsächlich zur "Küche der Welt" werden und der Lebensstandard der thailändischen Landbevölkerung könnte nachhaltig verbessert werden. Wenn wir diese Aufgabe bewältigen, dann werden wir in der Lage sein die weit geöffnete Schere bei den Einkommen zu überbrücken und dazu beitragen, die uralten politischen und kulturellen Konflikte zwischen der wohlhabenden städtischen Bevölkerung und der ländlichen Armut zu mildern, Konflikte, die das Land zur Zeit polarisiern.




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