Nachrichtenarchiv Thailand
Die Demonstration von Einigkeit war ebenso unmissverständlich wie die Botschaft selbst. Mit einer Aktion, die für das Militär und die thailändische Politik einen historischen Tag markieren könnte, ist die oberste Führung der Streitkräfte (die oft als "undemokratische" Elemente verurteilt werden, welche ein universell erprobtes und vertrauenswürdiges politisches System stürzen wollen) auf Fernsehsendung gegangen, um noch eine weitere gewählte Regierung zu kritisieren. Armeechef General Anupong Paochinda richtete dem Premierminister Somchai Wongsawat am Spätnachmittag des vergangenen Donnerstag im Fernsehen aus, dass "wenn Sie Blut an Ihren Händen haben, dann müssen Sie den Rücktritt in Erwägung ziehen“. Und das war eine nett formulierte Frage. Die höfliche Aufforderung, sanft im Ton aber inhaltlich barsch, macht für alle das Leben um einiges komplizierter. Wie kann Somchai im Amt verbleiben, nachdem sich das Militär praktisch von ihm distanziert und gelobt hat auf der Seite des Volkes zu stehen (was immer das auch bedeuten mag)? Nun, nachdem das Militär und insbesondere Anupong vor einem landesweiten Fernsehpublikum die Möglichkeit eines weiteren Putsches ausgeschlossen hat, stellt sich die Frage nach den offen gebliebenen Optionen wenn die Regierung unbeugsam bleibt. Was wird die "Volksallianz für Demokratie" nun tun, nachdem sie Anupong und seine Familie für ihr Nichteingreifen vor, während und nach dem Blutbad vom 7. Oktober dämonisiert hat? Für die internationalen Medien könnte es bedeuten, dass es schwieriger wird Leitartikeln zu schreiben. Nachdem sie die PAD so gut als wie verantwortlich für das Blutvergießen beschrieben haben (als das Ergebnis einer elitären Verschwörung zur Machtergreifung und nicht als das Ergebnis der Verantwortungslosigkeit der Mainstream-Politik), werden die ausländischen Medien damit fortfahren in einer Linie anzutreten. Wie auch immer, das Bild wird etwas verschwommen: Es gibt eine demokratisch gewählte Regierung, die beschuldigt wird Demonstranten verletzt und getötet zu haben, abgesehen davon, dass die Vertreter dieser Regierung als Strohmänner für ein (vergangenes) sehr korruptes gewähltes Regime angesehen wird. Diese Regierung ist gegen ein "diktatorisches" Militär, das darauf versessen ist sie von der Macht zu entfernen. Ironischerweise hat es dieses Militär in dieser Zeit verstanden, seine Hände nicht mit Blut zu beflecken. Obendrein sagen diese vielfach angeprangerten Militärführer, dass der Zusammenstoß vom 7. Oktober Unrecht war und der Großteil der Schuld der Regierung anzulasten sei, weil sie entschieden hat, das Gelände rund um das Parlament unter Anwendung von Gewalt und Tränengas zu räumen, ohne sich groß Gedanken über mögliche Konsequenzen zu machen. Und diese Konsequenzen waren tragisch und blutig genug, um alee Versöhnungsbemühungen wegzufegen. Die Königin selbst leitete das Begräbnis eines der Opfer und beschrieb es als "gutes Mädchen", eine klare Botschaft, die in der Fernsehsendung der Militärs ihr Echo fand: das Blutbad hätte vermieden werden können. Das Militär war wohl in einer Position in der es eine Predigt halten konnte. Seit dem Putsch von 2006 gab es einige Vorfälle bei denen pro-Thaksin Demonstranten beteiligt waren. Es gab einen Vorfall bei dem die Residenz des Geheimrats Prem Tinsulanonda von einem Steine-werfenden Mob belagert war, wobei die Polizei mit Schlagstöcken und Schilden die Ruhe wiederherstellen konnte ohne dass es zu ernsthaften Verletzungen gekommen wäre. Tatsächlich erlitten keinerlei Demonstranten ernsthafte Verletzungen in der Zeit vom 19. Sept. 2006 bis zu den Wahlen im Dezember 2007. Seit dem letzten Donnerstag ist der ruhige Part jedoch vorbei. Die obersten Blechbläser haben sich in eine Situation manövriert, die genauso schwierig ist als jene in die sie Somchai gebracht haben. Der Premier, ebenso trotzig wie Anupong am Kanal 3 höflich, hat eine klare Antwort im Fernsehen zur medialen Bombe der Militärs abgegeben: "Ich werde zur Zeit nicht zurücktreten und auch nicht das Parlament auflösen". Wie erwartet hat die Reaktion den Ball wieder in das Spielfeld der Militärs zurückgegeben. Somchai hat darauf bestanden, dass eine "unabhängige" Untersuchung, die in zwei oder drei Wochen abgeschlossen sein wird, feststellen wird, wer die Verantwortung trägt.Offenbar erwartet Somchai, dass seine Premierschaft weit über diesen Zeitpunkt hinausgehen wird. Er gelobte "die Macht dem Volk zurückzugeben" nachdem eine neue Verfassung in Kraft gesetzt würde und die Regierung die Schirmherrschaft über einige nationale Schlüsselereignisse (inklusive die Geburtstagsfeierlichkeiten für den König) beendet hat. Also was planen Anupong und die anderen Militärführer als nächstes? Was zunächst aussah wie der höflichste Putsch der Welt, der in einer beispiellosen TV-Sendung inszeniert wurde, ist in Gefahr zu einem reinen Bluff zu werden, da die Somchai Regierung sich weigert zusammenzubrechen. Mit ihrem Versprechen niemals Partei für eine Seite zu ergreifen, würde ein Putsch die Glaubwürdigkeit des Militärs zerstören, abgesehen von dem großen Risiko einer Wiederholung der Fehler der nach dem Putsch von 2006 eingesetzten Regierung. Wir können den Schritt der Militärs vom vergangenen Donnerstag auf zwei Weisen sehen: Entweder sind unsere Generäle ein wenig reifer geworden, oder aber sie haben sich in ihren eigenen Fallstricken gefangen. Quelle: The Nation
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