Die diesmal mit besonderer Spannung erwartete Ansprache des Monarchen anlässlich seines 81. Geburtstages wurde abgesagt. Kronprinz Vajiralongkorn und Prinzessin Sirindhorn nahmen an seiner Stelle die Glückwünsche der Gratulanten entgegen. Die Prinzessin sagte in einer aus dem Chitralada-Palast übertragenen Radioansprache, dass ihr Vater unter Bronchitis, Rachenentzündung und Schwäche leide.

Bhumipol Adulyadej, der bereits seit 62 Jahren auf dem Thron ist und als die höchste moralische Instanz im Lande gilt, hat sich selten offen zur Tagespolitik geäußert. Wenn er es tat, dann wurden allerdings seine Empfehlungen wie ein ehernes Gesetz befolgt. Umso dringender wurde in diesen chaotischen Tagen seine Rede erwartet. Der Kronprinz ging in seiner Rede mit keinem Wort auf die politische Lage ein.

Das Schweigen und die Abwesenheit des Königs ist ein deutliches Zeichen, dass die Thailänder in Zukunft wohl ohne ihren Übervater auskommen werden müssen. Eine Ära geht zu Ende und es ist wahrscheinlich, dass die politische Unruhe der letzten Jahre zumindest zum Teil auf einen präventiven Machtkampf zweier konkurrierender Eliten (alter und neuer Geldadel) für den Tag X nach dem Ableben des großen Monarchen zurückzuführen ist. Denn dann wird sich das Land und die Verteilung der Macht vollkommen ändern, einen "neuen Bhumibol" aus der Chakri-Dynastie wird es nicht geben. Wer am Tag X die beste Startposition hat, der wird das Land neu gestalten können.

Mit Spannung erwartet wird nun die Nominierung eines neuen Premierministers, der den seit Monaten tobenden erbitterten Machtkampf in Thailand beenden sollte. Am kommenden Montag hätte ein neuer Mann an der Spitze der Regierung präsentiert werden sollen. Die dafür vorgesehene Sitzung wurde abgesagt, aber "der Parlamentspräsident wird bald einen neuen Sitzungstermin bekannt geben," kündigte Regierungssprecher Nattawut Saikuar an. Ob die Absage der Sitzung etwas mit der Erkrankung des Königs zu tun hatte, blieb unerwähnt. Sicher hat es jedoch mit der schwierigen Suche nach einem geeigneten PM-Kandidaten zu tun, der nicht gleich wieder die PAD-Demonstranten auf die Strasse bringt. Ausserdem zeigen sich erste Risse in der ehemaligen Regierungspartei PPP - es ist sogar möglich, dass sich die einflußreiche Newin Chidchob-Fraktion nicht der PPP-Nachfolgepartei anschließt und sich also abspaltet.

Die bisherige Regierung unter Somchai Wongsawat, dem Schwager des wegen Korruption und Amtsmissbrauch aus dem Amt gejagten Exregierungschef Thaksin Shinawatra, musste am Dienstag nach einem Urteil des Obersten Gerichts zurücktreten, drei der Regierungsparteien wurden aufgelöst bzw. verboten.

Der politische Mahlstrom im Land könnte aber auch etwas zur politischen Reife der Thais beigetragen haben, er hat nicht nur eine neue Art der urbanen Protestkultur hervorgebracht, er hat auch der thailändischen Wirtschaftswelt einen neuen Sinn von Selbstwertgefühl und politischer Bildung eingeimpft. Korrupte und eigennützige Politiker können nicht länger damit rechnen, dass diese neue Art von Unternehmer sich (wie früher) immer unterwürfig gegenüber den Machthabern verhalten werden. Sie haben das bereits in den letzten Wochen mit politischen Statements gezeigt. Die dritte Generation von Strohmännern (Thaksins) wird die dritte Generation von Unternehmern respektieren müssen. Diese erwarten Gleichbehandlung und einen weit höheren Grad an Berufsethik.

Thailand braucht aber bald eine handlungsfähige Regierung angesichts der Weltwirtschaftskrise, deren Auswirkungen durch die Proteste im Land verstärkt wird. Im Mai hatte die außerparlamentarische "Volksallianz" den Regierungspalast gekapert und später zwei Flughäfen in Bangkok besetzt. Zig-Tausende Reisende im In- und Ausland saßen fest. Nach einwöchiger Blockade sind ab heute Freitag offiziell wieder alle Flughäfen in Vollbetrieb. Es gebe aber massive Sicherheitsbedenken, wie ein Flughafenmitarbeiter unter Wahrung seiner Anonymität zugab.

Qülle: The Nation / Bangkokpost