Kinder aus Thailand in EuropaThailändischen Kindern in Österreich, Deutschland oder der Schweiz geht es ähnlich wie deutschsprachigen Kindern in Thailand - diese wie jene haben es nicht leicht. Bei der Übersiedlung müssen sie den Verlust alter Freunde überwinden, später müssen sie dann ihre Identität zwischen zwei Welten finden - wobei sie im Laufe der Zeit die ganze Palette an Vorurteilen gegen Ausländer kennenlernen und damit irgendwie umgehen lernen müssen. Gerade Heranwachsende werden häufig mit Vorurteilen von Gleichaltrigen konfrontiert und möchten lieber sein wie alle anderen. Beim Erlernen der Sprache haben Kinder selten Probleme, allerdings ist es keineswegs selbstverständlich, daß die Kinder beide Sprachen in gleichem Masse bis zur Perfektion erlernen. Meist ist es so, daß eine der Sprachen sich schwächer entwickelt, was dann dazu führen kann, daß in Thailand geborene, aber in Europa aufgewachsene Kinder wegen Sprachdefiziten auch in Thailand aus Ausländer angesehen werden. Dennoch ist die Zweisprachigkeit der Kinder aus binationalen Familien eine große Chance: die jungen "Global Players" entwickeln Offenheit und Weitsicht, sowie interkulturelle Kompetenzen, die im Zeitalter der Globalisierung zunehmend gefragt sind. Es werden mit Sicherheit manchmal die Freunde oder Bekannten des Kindes das Thema der "Andersartigkeit" anschneiden, deshalb ist es wichtig, daß das Kind dann immer weiß, worüber geredet wird. Thailand ist, genauso wie Deutschland und Österreich, nicht in jeder Hinsicht vorzeigbar, kein Land ist "besser" als das andere. Es ist deshalb entbehrlich, daß Kinder auf das eine oder andere Land stolz sein sollten, viel wichtiger ist es, daß sie Selbstvertrauen entwickeln. Stolz soll ein Kind auf sich selbst und seine Fähigkeiten sein oder werden, mit allem was dazugehört. Deshalb sollten wir Eltern uns in die Situation unseres Kindes hineinversetzen und uns selbst fragen, welches Wissen um meine Herkunft und ev. mein Aussehen würde es MIR zumindest erleichtern, selbstbewusst und "vorbereitet" mit Fragen und auch negativen Reaktionen der Umwelt umzugehen? Womit würde ich mich am wohlsten fühlen als Kind bzw. Jugendlicher? Was würde mich an dieser Situation interessieren ? Wenn also zB. die Frage der Hautfarbe von außen an das Kind herangetragen wird (beispielsweise in Form von Spott : "Du Chinese, du ... "), dann ist es sicher hilfreich, wenn das Kind sein Gegenüber mit seinem Wissen "auflaufen" lassen kann, etwa: "Kannst du nicht zwischen Chinesen und Thailändern unterscheiden? ", "China ist nicht das einzige Land in dem die Menschen ähnlich aussehen wie ich, welche Länder kennst du denn in Asien? " oder "Weißt du nicht, daß mehr als die Hälfte der Menschheit vom Aussehen her dem asiatischen Typus angehört und daß Menschen des europäischen Typus eine Minderheit auf diesem Planeten sind? ". Auch eine Reaktion in Form eines kleinen "Vortrags" über die biologischen Grundlagen und Vorteile einer dünkleren Hautpigmentierung kann seinen Zweck erfüllen: Ihr Kind wird dann maximal über die "Doofheit" der anderen Kinder "die sich nicht auskennen" irritiert sein, sich aber kaum persönlich angegriffen oder verletzt fühlen, während die spottenden Kinder sehr bald das Interesse an ähnlichen verbalen Attacke verlieren (weil sie irgendwann merken, daß sie auf diese Weise nicht den gewünschten Erfolg erzielen können). Kinder lassen sich auch durchaus ganz allgemein für das Thema der Migration als "Normalfall" interessieren: Die Besiedelung Amerikas durch Europäer und die damit verbundene Verdrängung der Indianer, der Sklavenhandel von Afrika nach Amerika, die Tatsache, daß die Thais vor rund 1000 Jahren aus Südchina nach Thailand eingewandert sind, oder der Umstand, daß ein "echter" Österreicher zu mindestens 25% tschechische oder ungarische Wurzeln hat - all das sind Themen, die für Kinder zu spannenden Geschichten werden können und die ihr Wissen, ihr Selbstbewußtsein und ihr Verständnis erweitern. Eine solche spielerische und natürliche Annäherung an das Thema wird jedenfalls dazu beitragen, daß unsere jungen "Global Players" weder geduckt noch nationalstolz durch Deutschland, Österreich oder die Schweiz laufen und (hoffentlich auch später) keine "wertenden" Unterschiede zwischen den Nationalitäten "in sich" oder in ihrem Freundeskreis sehen (oder zulassen).
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