Asien Thailand


Nachrichtenarchiv Thailand

Nationalismus in Thailand: Ein wiederaufgeführtes Marionettentheater

26. Juni 2008 - Source: Bangkokpost

Die PAD hat sich entschieden, die Sprache zu sprechen, die der Mainstream der Gesellschaft versteht. Wie durch Zauberei lässt sich das Publikum mit Nationalismus und Monarchistischem Nationalismus aufpeitschen. Wut und Hass werden durch Ultranationalismus angefacht, gleichwohl solch irrige Gefühle doch eigentlich durch den Buddhismus missbilligt werden.

Die People's Alliance for Democracy (PAD) rühmt sich vieler im Buddhismus bewanderter Menschen. Dennoch haben sie sich entschlossen, durch den Streit um Preah Vihear einen Ultra-Nationalismus hochzupeitschen um die Regierung von Thaksin Shinawatra's Kumpanen abzusägen. Warum? Einfach weil es wie durch Zauberei funktioniert.

Das spricht nicht für die PAD, insbesondere weil sie für sich beansprucht für die Demokratie zu kämpfen. Es spricht aber auch nicht für unsere Gesellschaft als Ganzes.

Wir müssen uns fragen, weshalb unsere Gesellschaft ein routiniert taubes Ohr für das himmelschreiende Unrecht der Schwachen und Armen hat, während es ihr gleichzeitig niemals missglückt nach der Melodie eines rassistischen Nationalismus zu tanzen.

Die Antwort darauf kann auch ein Licht auf die Frage werfen, weshalb wir so kläglich dabei versagt haben, Ungleichheiten zu beseitigen und die Demokratie auf den Weg zu bringen.

Egal ob man nun mit der PAD in der Frage von Preah Vihear übereinstimmt oder nicht, der Premier Samak Sundaravej ist im Unrecht, wenn er Strassendemonstrationen als "undemokratisch und illegal" verdammt.

Zugegeben, unsere parlamentarische Demokratie wurde zu einem Wahlurnen-Spiel entwertet, bei dem Geld die Politik regiert. Die Bürokratie ist zu einer Autokratie ("Selbstherrschaft") geworden. Gerichtliche Verfahren dauern zu lange und sind zu kostspielig. Die Gesetze sind so geschrieben, dass sie denen, die an der Macht sind, dienen. Politische Dezentralisierung bedeutet in der Praxis die Herrschaft von lokalen Mafia-Gruppen. Die etablierten Medien sind den Interessen des Staates und der Wirtschaft gefällig. Welche Wahl hat dann das Volk, außer jener, ihre Anliegen auf die Strasse zu tragen?

Wie auch immer wir auf diese Anliegen und Streitfälle reagieren, es zeigt, wie wir ticken und zeigt wie in einem Spiegelbild wer wir sind. Die Misere der armen Landbevölkerung, deren Ursachen in einer fehlgeleiteten Entwicklungspolitik begründet ist, welche sowohl die Umwelt als auch die regional-lokale Lebensart zerstört, diese Misere treibt die "Bangkokianer" sichtlich nicht an.

Erinnern wir uns als sich die Jogger in der Stadt über die Leute beschwerten, die aus ländlichen Provinzen in die Strassen von Bangkok gekommen waren und die sich auch in den Parks gedrängt haben und die Jogger beim Morgensport gestört haben!? Erinnern wir uns wie sie sich über den Geruch der Demonstranten beschwert haben!?

Das Ergebnis der Armenproteste sind zum Großteil leere Versprechungen. Die Behörden fahren damit fort sie mit Füßen zu treten. Umweltverschmutzende Industriebetriebe fahren damit fort, die Gesundheit und die Umwelt zu zerstören. Ja sie können sogar mit Morden davonkommen weil in unserer Gesellschaft ein völliges Fehlen von öffentlicher moralischer Empörung feststellbar ist und auch keinen Druck hin zu Veränderungen.

Wohl wissend, dass Debatten über Recht und Menschenrechte ihre Anti-Thaksin Proteste nirgendwohin führen werden, hat sich die PAD entschlossen jene Sprache zu sprechen, die die Masse der Gesellschaft versteht - Nationalismus und monarchistischen Nationalismus. Thaksin wird beschuldigt die Monarchie und die nationale Souveränität zu untergraben, weil er seine politischen und transnationalen Unternehmensimperien stärken will.

Gerechtfertigt oder nicht, die Anschuldigungen treffen erfolgreich auf in der Tiefe unserer Gehirne programmierte Botschaften. Nachdem wir durch die Gehirnwäsche unseres Schul- und Bildungssystems gegangen sind, glauben wir, dass wir das beste Volk und die größte Rasse in diesem Teil der Welt sind, dass der Großteil der Malayischen Halbinsel uns gehört, wir glauben, dass unsere Nachbarländer unsere Feinde sind und dass unsere Geschichte ein fortwährender Kampf zum Schutz unseres Landes war. Das ist der Grund, weshalb Fragen zu den Territorialgrenzen unseres Landes niemals versagen unseren "Killer-Instinkt" zu wecken.

Wir brauchen eine andere Art von Verständnis unserer Geschichte. Wenn wir begreifen, dass eine unendliche Zahl von Faktoren zum Aufstieg und Niedergang von historischen Kulturen beigetragen haben, dann kann uns das helfen uns von der nationalistischen Falle zu lösen. Wenn wir erkennen, dass geografische Veränderungen, neue Technologien und der Handel mit Produkten die - auch von "Ausländern" - in unserem Land hergestellt wurden, der Wachstumsmotor der Kultur war und nicht ein bestimmtes Volk oder Rasse, dann ist Veränderung möglich.

Hätten die thailändische und die kambodschanische Regierung Preah Vihear in diesem Kontext gesehen, dann würden sie erkannt haben, dass eine grenzüberschreitende "World Heritage Site" ein Gewinn für alle Seiten sein würde, mit der man das Bewusstsein für die antike Südostasiatische Zivilisation fördern könnte, sowie der Sinn für Humanität ohne Grenzen. Bedauernswerterweise wird die "World Heritage Site" nur unter den Gesichtspunkten von "Gesichtsverlust" und einer Fahrkarte zum Geld der Touristen gesehen.

Wenn wir unser ultranationalistisches Geschichtsbild intakt belassen, wird Preah Vihear ein Dorn in den Thailändisch-Kambodschanischen Beziehungen bleiben. Politiker, sowohl die in Thailand als auch jene in Kambodscha, werden bereitwillig die nationalistische Karte ausspielen um politische Rivalen loszuwerden, Dissidenten zu unterdrücken und um die öffentliche Aufmerksamkeit von ihren Menschenrechtsverletzungen und ihrem Versagen Gerechtigkeit und Demokratie zu verwirklichen, abzulenken.

Das ist ein hoher Preis den wir zahlen müssen, wenn wir im Wahnsinn des Nationalismus gefangen sind. Wir zahlen jetzt bereits einen sehr hohen Preis im tiefen Süden. Die Wiederherstellung von Frieden wird schwierig bleiben, wenn wir den Irrglauben von unserer Überlegenheit in unseren Köpfen nicht anpacken und bewältigen.

Quelle: Bangkokpost




No ©opyright 2008 Thai Apple (GNU/Open Source)


Take a bite !


thai nationalismus