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Geschichte und soziale Folgen des Nassreisbaus (II)

reisfeld in thailand
Mit steigendem Wohlstand und dem Einzug moderner Produktionsmethoden mit ihrem Profit- und Konsumdenken wird jedoch die Verbindung der Menschen zum Reis schwächer. Das reiche kulturelle Erbe in Thailand verschwindet sehr rasch und es ist sehr wahrscheinlich, dass wesentliche Teile der traditionellen Reiskultur Südost Asiens irgendwann nur mehr in Museen zu finden sein wird - und das, obwohl der Reis und sein Anbau seit Jahrtausenden die Landschaften und Kulturen der Menschen in Asien formt.

Was ist Reis? Reis ist ein Süßgras und zugleich eine Sumpfpflanze, es gibt es etwa 25 verschiedene wild wachsende Sorten. Von diesen Wildreissorten ließen sich jedoch nur zwei Sorten für den Feldbau weiterzüchten, die eine ist der weiße asiatische Reis, die andere ist der so genannte rote Glattreis aus Zentralafrika. Aus diesen zwei Arten sind letztlich alle die heute bekannten Sorten (immerhin über 100.000!) entstanden.

Archäologische Belege haben gezeigt, dass bereits vor 7000 Jahren im Delta des Yangze-Flusses in Ost-China Reis kultiviert wurde. Von China aus breitete sich die Technik und Kultur des Nassreisanbaus mit nach Süden migrierenden Völkern aus, sowohl in das festländische Südostasien als auch mit den Austronesischen Völkern in das Insulare Südostasien. über Burma gelangte der Reisanbau nach Indien und von dort weiter nach Persien und Mesopotanien.

Naßreisanbau ist nur möglich, wo es ausreichend Wasser zur Bewässerung gibt. Entlang von Flüssen wurden deshalb schon sehr früh kulturtechnische Bauten zur Bewässerung der Felder aber auch zur Wasserabwehr von überschwemmungen angelegt.

bewässerung
Die Regenmengen in großen Teilen Asiens verteilen sich nicht gleichmäßig über das ganze Jahr, sodaß es in den Regenzeiten oft zu Überschwemmungen kommt. Die Notwendigkeit diese überschwemmungen abzuwehren und Bewässerungskanäle für die Felder zu bauen, führte zu gemeinschaftlicher dörflicher und regionaler Kooperation der Menschen. In vielen Gebieten Asiens entstand so etwas, das als "hydraulische Produktionsweise" oder "hydrauliche Kultur" bezeichnet wurde (vgl. Wittvogel; Chesneaux 1981:24f).

Diese kollektive Basis des Nassreisbaus hatte soziale Folgen: Sie bindet die Menschen zusammen, fördert die Entstehung sozialer Gruppen. Auf dieser Grundlage entstanden die alten Hochkulturen in Südostasien. Diese Staatsgebilde haben sich natürlich im Laufe der Geschichte verändert: Territorien und Einflussgebiete haben sich verändert, neue Religionen sind gekommen, Dynastien von Herrschern sind aufgestiegen und wieder verschwunden - der Reis als Lebensgrundlage der Menschen in Asien ist jedoch geblieben.

Reis ist in Asien aber nicht nur die materielle Lebensgrundlage der Menschen oder einfach nur das Hauptnahrungsmittel. Reis ist Leben. Er hat soziale und kulturelle Bedeutung, er war und ist (noch) ein Identitäts-stiftendes Kulturgut. Die Moderne mit ihrer globalisierten Marktwirtschaft und genmanipulierten Reissorten verändert das Leben der lokalen Landbevölkerung in Thailand jedoch sehr rasch - die alten Mythen von "Mutter Reis" werden vielleicht irgendwann nur mehr in Märchen- und Kinderbüchern zu finden sein. Dennoch ist die Südostasiatische Reiskultur nicht nur noch lebendig, sondern mit den Migranten auch in die ganze Welt getragen worden, was die Asiatischen Restaurants in Wien oder Berlin tagtäglich mit köstlichen kulinarischen Belegen dokumentieren.

Fortsetzung / Teil 3




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