Arbeiten und Rituale nach der Reisernte (VIII)
Nach dem Dreschen werden die Reiskörner getrocknet. Die Körner sind aber noch von einer Schale umgeben, den so genannten "Spelzen". Um die Körner von den Spelzen zu lösen, gibt man sie in eine Art Mörser worin sie leicht gestampft werden. Wir haben diese Mörser ("Reisblöcke") schon bei der Entstehung einer eigenen rhytmischen Musikgattung erwähnt. Es gibt solche Reisblöcke in einer Läge von bis zu 4 Metern. Diese sind aus einem ganzen Baumstamm gefertigt, wobei in ihnen dann noch meist ein großer länglicher Trog ausgehöhlt ist, in denen der Reis zuerst - ebenso mit Stampfhölzern - gedroschen wird. Diese Reisblöcke hatten früher in Indonesien noch weitere Verwendungszwecke: Abgesehen davon, daß die an ihm arbeitenden Frauen und Mädchen Anziehungspunkt für werbende Männer und Burschen waren, wurde der Reisblock auch in Zeiten der Gefahr (wie etwa im Krieg) als Alarmglocke und zur Erzeugung einer Art von Kampfmusik geschlagen. Und auch zur Vertreibung von bösen Geistern wurde der laute Klang der Reisblöcke eingesetzt. Die Reisblöcke und Mörser sind also tatsächlich mehr als nur ein landwirtschaftliches Gerät - sie haben auch soziale, künstlerische, politische und magische Bedeutung. Diese Bedeutungen sind heute leider meist schon vergessen und die letzten alten Reisblöcke werden auch irgendwann nur mehr in Museum zu sehen sein.
Die Reisscheune ist nun jedenfalls durch die Anwesenheit der Reismutter zu einem sakralen Ort geworden. Die Türen zum Reisspeicher dürfen jetzt nur mehr geöffnet werden, wenn es unbedingt sein muss - und dann auch nur von Frauen. Traditionell sollte auch das Rufen der Reisseele in all den genannten Zeremonien nur von Frauen durchgeführt werden - Männer erschrecken die schöne Göttin, wie auch die Männer von dieser schönen Frau verwirrt würden!
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