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Reis und Regenrituale in Thailand (III)

Rituale beim Reisanbau
Was aber ist es, das den Reis zu einem kulturellen Phänomen macht? Welche Stellung hat der Reis im traditionellen Weltbild der Menschen in Südost Asien? Dieses Weltbild, das heute im Verblassen begriffen ist, wollen wir hier noch einmal aufzeigen. Folgen wir also dem Reis und den mit ihm verbundenen Menschen durch seinen jahreszeitlichen Wachstumszyklus, wobei der Gesamt-Südostasiatische Bezug wichtig ist, weil man ein kulturelles Phänomen wie Reis nicht innerhalb der engen Grenzen eines Nationalstaates erklären kann.

Die Arbeit im Jahres- und Landwirtschaftliche Zyklus kann erst dann beginnen wenn es genug Wasser für den Nassreisanbau gibt. Deshalb beginnt der Zyklus in jenen Gebieten, die etwas trockener sind, wie zB. im Nordosten Thailands mit einer Serie von Ritualen, die den Beginn der Regenzeit herbeirufen sollen.

Songkran
Am bekanntesten ist in Thailand das Neujahrsfest Songkran. Songkran wird am 13.April gefeiert, zu einer Jahreszeit in der es am heißesten und trockensten ist. Es ist ein Fest der Erneuerung - und in seinem Mittelpunkt steht das Wasser. Mit Wasser werden im Tempel die die Statuen von Buddha, der Reisgöttin und der Erdgöttin rituell gereinigt. Man gießt Wasser über die Hände der Mönche und die der älteren. An diesem Tag wird viel Wasser verschüttet - und meist artet dieses Fest zu einer landesweiten Wasserschlacht aus - und damit soll der Himmel angeregt werden den lebens-spendenden Monsunregen wieder freizugeben.

Weil der Himmelsgott aber die Menschen meist nicht beim ersten Anrufen erhört, gibt es im Mai weitere zeremonielle Feste, durch die der Regen gerufen wird - dazu gehört z.B. das Bun Bang Fai - Festival, bei dem selbstgebaute große Feuerwerksraketen aus Bambusrohren in den Himmel geschossen werden, so als ob man im Himmel mit der Bitte um Regen anklopfen würde. In anderen Dörfern wird dagegen ein Ritual abgehalten wird, bei dem eine Katze in einem Korb aus Bambus mit Gesang durch das Dorf getragen wird - wobei das unglückliche Tier von den Dorfleuten mit viel Wasser bespritzt wird - da sollte sich der Himmelsgott dann doch irgendwann erbarmen ...

Wenn dann ausreichend Regen gefallen ist um das Pflügen der Felder zu erlauben, sind - ehe mit dem Pflügen begonnen werden kann - zunächst einmal weitere religiöse Zeremonien notwendig. Die eine Zeremonie wird von den Bauern für den Schutzgeist des Reisfeldes abgehalten (er trägt in Thailand den Namen Phii Ta Häk, manchmal wird er aber auch Phii Naa genannt). Dabei wird eine etwa 4 m2 große Fläche des Reisfelds mit sechs Bambusstangen abgegrenzt und in diesem Bereich - der von nun an als Wohnort des Phii Naa angesehen wird - werden dem Schutzgeist des Feldes von den Dorfleuten Nahrungsmittel als Opfergabe dargebracht, zB. ein gekochtes Huhn, in Bananenblätter eingewickelte Betel und Areca-Nüsse, Kerzen und Blumen). Gleichzeitig erhält auch die Reisgöttin zum ersten Mal im neuen Jahreszyklus Opfergaben.

san opfergaben
Früher wurde auch an den Kreuzungspunkten der Reisfelder kleine dreieckige Fähnchen-ähnliche Strukturen (san) aufgebaut, an denen Opfergaben befestigt wurden (fünf Paar Kerzen und Blumen verpackt in ein Bananenblatt). Es war das eine Opfergabe an die Reisgöttin sowie eine Abschirmung gegen schädliche Geister und sollte eine gute Ernte sichern. Des Weiteren wurde eine Bambusstange im Reisfeld aufgestellt, an dessen Ende eine Schnur mit Dekorationen in Form von Fischen (aus gefalteten Bananenblättern) in abnehmender Größe hangen. Man nannte das "Baby Fisch" (luuk plaa) - diese Vorrichtung sollte einen reichen Zulauf an Fischen in das geflutete Reisfeld sichern. Fische im Reisfeld dienen einerseits dem Bauern als Nahrung, andererseits fressen sie auch Insektenlarven, die die Reispflanzen schädigen könnten - ein Ökosystem, das heute durch den massiven Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden kaum mehr irgendwo unbeschädigt ist.

Der König pflügt die erste Furche
Ehe die Feldarbeit mit dem Pflügen der Felder nun wirklich beginnt - wird in Thailand eine Reispflugzeremonie durch den König abgehalten. Der König gilt in Thailand als der Eigentümer und Herr allen Landes, deshalb ist es auch seine Pflicht das Land zu beschützen und auch für die Fruchtbarkeit der Felder zu sorgen. Das tut er unter anderem mit einer aus dem Hinduismus abgeleiteten brahmanischen Zeremonie, die im Mai stattfindet. Dabei werden mit einem Pflug (vor den zwei Stiere gespannt sind) rituell drei Längs- und drei Querfurchen gepflügt in die der König dann symbolisch Reis sät. Bei dieser Zeremonie wird auch gleichzeitig ein Orakel befragt, mit dem die Regenmenge und der Ertrag der kommenden Reissaison vorhergesagt wird.

Damit sind im Wesentlichen alle symbolischen Vorbereitungen abgeschlossen und die Menschen können nun die Felder pflügen. Parallel zur Vorbereitung des Feldes wird der Reis in kleineren Saatbeeten vorgezogen. Dabei wird zum Saatgut ein kleiner Teil eines besonderen Reises gemischt, nämlich der Reis der Reisgöttin. Diese Getreidekörner wurden von der Vorjahresernte abgesondert und zeremoniell in der Reisscheune aufbewahrt. Auf diese Weise wird die Essenz oder die Kraft der Reisgöttin auf den Reis übertragen und er wird auf gewisse Weise sakral und erst dadurch bereit für die Aussaat. Der Reis wird dann in den Saatbeeten gezogen bis die Reispflanzen eine Höhe von ca. 30cm erreicht haben. Dann erst werden die jungen Reispflanzen in die durch Pflügen und rituelle Handlungen vorbereiteten Reisfelder ausgepflanzt.

Fortsetzung / Teil 4




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