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Mae Posop und Dewi Sri (V)

Mae Phosop
Die Reisgöttin oder Reismutter wird auch figural dargestellt, sowohl in Thailand als auch beispielsweise in Bali (in Java dagegen ist diese figurale Manifestation der Reisgöttin durch das islamische Verbot der Darstellung von Personen verschwunden).

Die thailändische Mae Posop wird als Idealbild einer schönen Frau dargestellt, sitzend mit angewinkelten Beinen und in ihrer rechten Hand einige Reisähren. In ihrer linken Hand hält sie entweder eine Sichel oder ein Säckchen voll Reis, womit angedeutet wird, daß sie den Menschen Wohlstand bringt. Es gibt aber auch Darstellungen, die sie (in Erinnerung an die Mythe) auf einem Fisch reitend zeigen. Im Unterschied dazu wird die balinesische Reisgöttin Dewi Sri zwar auch als Idealbild einer schönen Frau mit langen Haaren, traditioneller Kleidung und Schmuck dargestellt, jedoch stehend und meist ohne jene Attribute, die die thailändische Mae Posop sofort als Reismutter erkennbar machen.

Deshalb ein paar grundsätzliche Worte zu der figuralen Darstellung von Göttern insbesondere auf Bali, aber grundsätzlich gilt das auch für Thailand und anderswo. Die Figur selbst wird von den Balinesen niemals als Gott oder Göttin angesehen. Die Figur ist ein von Menschen geschaffenes Gefäß für die göttliche Kraft oder Essenz. Diese Essenz der Göttin ist also nicht durch die Herstellung einer Figur automatisch mit dieser verbunden. Im Gegenteil - erst durch bestimmte Zeremonien und Riten wird eine bestimmte göttliche Kraft (in diesem Fall die Seele des Reis) eingeladen in dieser oder einer anderen Figur Aufenthalt zu nehmen. Wenn die Figur schön gearbeitet ist und den allgemeinen Charakteristika der Gottheit entspricht, wird die göttliche Kraft gerne darin (zumindest temporär) Wohnung nehmen. Der Punkt ist - ohne das Ritual ist eine Statuette der Dewi Sri nur eine Holzfigur einer schönen Frau, die ebenso nur als Darstellung beispielsweise einer Balinesischen Tänzerin gelten kann.

Dewi Sri
Was aber für unseren Zusammenhang wichtig ist - ist die Tatsache, dass es auch in Indonesien die Vorstellung eine Reisgöttin oder Reismutter gibt, die mit der thailändischen Vorstellung der Mae Posop frappierende ähnlichkeiten aufweist. Viele Anzeichen deuten daraufhin, daß die Vorstellung einer Reisseele sehr alt ist, weit älter als die Indisierung Südostasiens. Die grundsätzliche Idee, daß der Reis eine Seele hat, ist dem Vorstellungskomplex des Animismus zuzurechnen und kann durchaus in die Zeit der Entwicklung des Nassreisanbaus zurückreichen und von den südostasiatischen Völkern bei ihren prähistorischen Wanderungen aus China in den Süden mitgebracht worden sein. Diese Vorstellung der "Essenz eines lebendigen Reises" ist dann allerdings unter dem Einfluß unterschiedlicher Kulturen auch unterschiedlich ausgeformt worden. Die erstaunliche Ähnlichkeit der Balinesischen Reisgöttin mit der Thailändischen spricht jedoch für eine spätere übernahme von Elementen dieses Glaubenskomplexes (linguistische Gründe legen eine Motiv-Migration von den Austronesischen Festlandsenklaven über die Khmer zu den Thai nahe).


Fortsetzung / Teil 6
Dewi Sri





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