das alte siam


Simon de la Loubère 1688. Beschreibung des Königreichs Siam

V.  Fünftes Kapitel:
Von den Metallen in Siam

Kein Land steht in einem größeren Ruf, an Metallen reich zu sein, als Siam, und die große Mende von Götzenbildern und andern gegossenen Werken, die man in demselben sieht, lässt vermuten, dass dieses Land vor Zeiten besser angebaut und vevölkert war, als es gegenwärtig ist. Man glaubt sogar, dass sie daher die große Menge Goldes nehmen, womit ihr Aberglaube nicht nur ihre fast unzähligen Götzenbilder, sondern auch die Wände und die Dächer ihrer Tempel geziert hat. Man entdeckt noch täglich vor Zeiten angelegt gewesene Schächte, und die Überreste vieler Schmelzöfen, welche vielleicht während der alten Kriege mit Pegu verlassen worden sind.
          Nichts desto weniger hat der gegenwärtig regierende König keine Gold- oder Silbermine ausfindig machen können, welche der Bearbeitung wert gewesen wäre, ob man gleich Europäer, und unter anderen aunen Spanier, der aus Merico gekommen war, bei dieser Arbeit angestellt hatte, welcher Spanier, wenn auch nicht ein großes Glück gemacht, doch wenigstens zwanzig Jahre lang bis an seinen Tod seinen Unterhalt gefunden hatte, weil er dem Geize des Königs durch erdichtete Versprechungen unermessliche Schätze zu schmeicheln wusste. Nachdem man an verschiedenen Orten in die Kreutz und Quere gegraben und gewühlt hatte, so fand man nichts, als einige arme Kupferminen, in welchen nur ein wenig Gold und Silber enthalten war. Kaum 500 Pfund Erz gab eine Unze Metall; und man versteht noch nicht die Kunst, die Metalle zu scheiden.
          Aber um diese Mischung noch kostbarer zu machen, lässt der König von Siam noch Gold dazu setzen; und das ist es, was man Tombak nennt. Man sagt, dass die Minen der Insel Borneo von Natur reich daran sind, und die Seltenheit vermehrt den Preis, so wie dadurch das berühmte korinthische Erz kostbarer wurde; was aber eigentlich bei den Siamesen den eigentlichen Wert davon ausmacht, ist die Menge des Goldes, welches man damit vermischt zu sein glaubt. Wenn ihr Geiz etwas wünschet, so ist es das Gold, und nicht der Tombak. Wir haben es selbst gesehen, dass, wenn der König von Siam Kruzifixe machen ließ, um sie den Christen zu schenken, der edelste und kleinste Teil derselbigen, nämlich Christus, von Gold und das Kreuz nur von Tombak war. Vincent le Blanc sagt: dass die Peguaner eine Mischung von Blei und Kupfer haben, die sie bald Ganze und bald Ganza nennen, und woraus sie Statuen und eine kleine Münze verfertigen, welche nicht von dem Regenten geprägt wird, sondern die jeder Privatmann zu machen das Recht hat.
          Wir haben aus Siam den Herrn Vincent, einen provenzalischen Arzt, zurück gebracht. Er war aus Frankreich mit dem seeligen Bischof von Babylon nach Persien gegangen, und das Gerücht von der Ankunft der ersten Schiffe des Königs von Siam machte ihm Lust, mit ihnen abzureisen, und dadurch seine Rückreise nach Frankreich zu suchen. Er verstand Mathematik und Chemie, und daher stand er einige Zeit in den Diensten des Königs von Siam, um für seine Bergwerke zu sorgen. Dieser hat mir gesagt, dass er die Arbeiten der Siamesen einigermaßen verbessert habe, so dass sie jetzt etwas mehr Nutzen daraus ziehen, als sonst. Er hat ihnen auf der Anhöhe eines Berges eine sehr gute Stahlmine gezeigt, welche zwar schon entdeckt war, von der sie aber keinen Gebrauch machten. Er hat ihnen auch Kristalle, Antimonium, Schmergel und eine Marmorader gezeigt. Ausserdem hat er eine Goldmine gefunden, die ihm reich zu sein schien, so viel er davon urteilen konnte, ohne Versuche darüber angestellt zu haben; er hat ihnen aber diesen Fund nicht entdeckt. Mehrere Siamesen, meistens Talapoins, befragten ihn heimlich über die Kunst, die Metalle zu reinigen und voneinander abzusondern, und brachten ihn verschiedene sehr reiche Stücke Erz. Aus einigen zog er eine Menge sehr reines Silber, und aus einigen andern Mischungen verschiedener Metalle.
          Was das Zinn und das Blei anbetrifft, so bauen die Siamesen schon seit langer Zeit sehr reichhaltige Bergwerke, und ob sie gleich gar nicht geschickt damit umzugehen wissen, so ziehen sie doch davon sehr großen Nutzen. Dieses Zinn, oder, wie es die Portugiesen nennen, Calin, wird in ganz Indien abgesetzt. Es ist weich und nicht gut gereinigt; man sieht die Proben davon an den gewöhnlichen Teebüchsen, welche aus diesem Lande kommen. Um es aber härter und weißer zu machen, wie es zu den schönsten Teebüchsen genommen wird, so mischen sie Galmey darunter, welches ein Mineral ist, das sich leicht zerbröckeln lässt; wenn man ihn mit Kupfer versetzt, und das damit vermischte Zinn heißt Toutenague. So viel sagte mir Herr Vincent von den Bergwerken in Siam.
          In der Nachbarschaft der Stadt Louvo ist ein Magnetberg. Sie haben ferner einen anderen bei der Stadt Ionsalam, die im bengalischen Meerbusen auf einer Insel liegt, die von der Küste von Siam nur einen Kanonenschuss weit entfernt liegt; allein der Magnet, welchen man aus Ionsalam zieht, verliert in drei oder vier Monaten seine Kraft; ich weiß nicht, ob dies auch der Fall mit dem von Louvo ist.
          In den Gebirgen von Siam findet man sehr feine Achate, und Herr Vincent hat mir gesagt, dass er in den Händen der Talapoins, die sich heimlich mit Nachsuchungen beschäftigen, Saphire und Diamanten gesehen habe, welche sie in den Gebirgen gefunden hatten. Man versicherte mir auch, dass Privatleute einige Diamanten hatten, und sie den Offizieren des Königs geschenkt hätten; aber, weil sie keine Belohnung dafür erhielten, so wären sie nach Pegu gegangen.
          Ich habe schon gesagt, dass die Stadt Campeng-pet durch ihre vortrefflichen Stahlbergwerke berühmt ist. Die Einwohner des Landes schmieden aus diesem Stahl die Waffen nach ihrer Art, z.B. Säbel, Dolche und Messer. Das Messer, welches sie Pen nennen, ist in der ganzen Welt bekannt, und nicht als eine Waffe zu betrachten, ob man sich gleich derselben auch dazu bedienen kann; die Klinge ist 3 bis 4 Zoll breit, und ungefähr einen Schuh lang. Säbel und Dolche teilt der König aus. Den Dolch tragen sie an der linken Seite ein wenig vorwärts. Die Portugiesen nennen ihn Christ, ein verstümmeltes Wort für Crids, dessen sich die Siamesen bedienen. Dieses Wort ist aus der Malayischen Sprache hergenommen, welche im ganzen Morgenland berühmt ist, und die Crids, welche man zu Achem auf der Insel Sumatra verfertigt, werden für die besten unter allen gehalten. Was den Säbel anbetrifft, so trägt diesen ein Sklave beständig vor seinem Herrn her, und zwar auf der rechten Schulter, so wie man bei uns die Flinten auf der linken Schulter trägt.
          Es gibt auch Eisenminen, welches Metall sie zu schmieden wissen; wie man mir aber sagte, so haben sie deren nicht viel. Übrigens sind sie auch schlechte Schmiede. Sie haben auch nur hölzerne Anker auf ihren Galeeren, und damit diese Anker auf den Boden sinken, so binden sie Steine daran. Sie haben weder Nadeln, noch Nägel, weder Meißeln, noch Sägen. Zum Bau ihrer Häuser brauchen sie keine Nägel, ob sie gleich ganz von Holz sind. Jeder macht sich Nägel aus Bambou; Vorlegschlösser lassen sie aus Japan kommen; die aus Eisen sind gut, aber die kupfernen sind sehr schlecht.
          Sie machen ein schlechtes Schießpulver. Man sagt, der Fehler liege an dem Salpeter, den sie aus ihren Felsen ziehen, wo er sich aus dem Mist der Fledermäuse bildet. Dieser gibt es sehr viele in ganz Indien, und zwar in beträchtlicher Größe. Es mag aber hier der Salpeter gut oder schlecht sein, so lässt der König nicht viel davon an die Fremden verkaufen.
          Nachdem ich hier die natürlichen Reichtümer der Berge und Wälder von Siam beschrieben habe, so sollte ich jetzt von den Elefanten, Nashörnern, Tigern und anderen wilden Tieren, womit dieses Land bevölkert ist, reden; da aber dieser Gegenstand schon von andern Schriftstellern genug beschrieben worden ist, so will ich ihn mit Stillschweigen übergehen, und von den angebauten Ländereien reden.


Fortsetzung




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