Kluft zwischen Arm und Reich


Gesellschaft, Politik und Bewusstsein

Größere Kluft zwischen Arm und Reich (Österreich, 2007)

Neue Zahlen von Wirtschaftsforschern belegen, dass die Ungleichheit bei den Einkommen seit Mitte der Neunziger stetig wächst. Und zwar auf sämtlichen Ebenen

Die Schräglage in der Gesellschaft wird größer, die Kluft zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter: Neue Zahlen von Wirtschaftsforschern belegen, dass die Ungleichheit bei den Einkommen seit Mitte der Neunziger stetig wächst. Und zwar auf sämtlichen Ebenen.

Wien - Arme verlieren gegenüber Reichen, Frauen gegenüber Männern, Arbeitnehmer gegenüber Unternehmern und Rentiers: Die Ungleichheit in der Gesellschaft wächst - das belegen neue Daten des Wirtschaftsforschungsinstituts.

Immer weiter öffnet sich die Schere seit Mitte der Neunziger bei den unselbstständig Beschäftigten: Auf das unterste Fünftel fallen 2,2 Prozent der gesamten Lohneinkommen, auf das oberste 46,5 Prozent (Zahlen 2005). Die Einkommen von Frauen liegen im Schnitt bei 67 Prozent von jenen der Männer - der Abstand wurde in zehn Jahren um zwei Prozent größer.

Der Rückstand hängt allerdings auch damit zusammen, dass viel mehr Frauen (39,9 Prozent) teilzeitbeschäftigt sind als Männer (6,1 Prozent). Gemessen an gleicher Arbeitszeit liegt das weibliche Durchschnittseinkommen bei 86 Prozent des männlichen. Nur im öffentlichen Dienst kassieren die Geschlechter nahezu gleich. Im Handel, in der Textilindustrie oder der Nahrungsmittelproduktion hingegen, so die Autoren Markus Marterbauer und Alois Guger, bleiben die Fraueneinkommen selbst bei gleich viel Arbeitsstunden deutlich zurück.

Auch die Kluft zwischen den Branchen wächst. Gewerkschaftlich gut organisierte Beschäftigte erfolgreicher Exportzweige wie Papier und Chemie (2800 Euro monatlich inklusive Sonderzahlungen) ziehen Angestellten im Tourismus (1357 Euro) oder Handel (1700 Euro) davon.

Unterm Strich zählen aber alle Unselbstständigen zu den Verlierern: Ihre realen Nettoeinkommen sanken seit 1995 um 1,7 Prozent, das unterste Fünftel verlor gar 19 Prozent. Das bedeutet nicht, dass Werktätige bei gleicher Arbeitszeit per se um so viel weniger verdienen würden. Schuld am statistischen Rückfall sind nicht nur hohe Arbeitslosigkeit und magere Lohnrunden, sondern auch die neuen prekären Jobs: Die Zahlen werden durch Teilzeitbeschäftigte gedrückt, die vorher nicht gearbeitet haben. Dennoch: Selbst die Einkommen männlicher Vollzeitbeschäftigter sind lediglich stagniert. Marterbauer: "Vom steigenden Wohlstand haben die Arbeitnehmer nicht profitiert."

Gewinner sind Unternehmer, Selbstständige und Vermögende, die von Zinsen, Dividenden,_Mieten oder Pachten leben. Doch gerade die geschätzten 759 Milliarden Euro Privatvermögen seien besonders ungleich verteilt, schließen die Wifo-Forscher aus Daten der Nationalbank: Das obere Drittel der Gesellschaft verfügt über mehr als vier Fünftel des Geldvermögens. Das untere Drittel über gar nichts.

Marterbauer und Guger plädieren deshalb für eine Reform des Abgabesystems, das im Gegensatz zum Sozialstaat nicht nach unten umverteile: Das Gros der Unselbstständigen zahlt mehr Sozialbeiträge als Lohnsteuer, und die belasten, gemessen am Einkommen, die unteren Schichten stärker als die oberen. Ein "Hinweis" für die geplante Steuerreform, sagt Marterbauer: "Reine Lohnsteuersenkungen helfen Schlechtverdienern nichts." (Gerald John, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.11.2007)

Quelle: WIFO Working Papers, 307/2007 (http://www.wifo.ac.at/wwa/jsp/index.jsp)


Kommentare:

Strukturprobleme? Als das Kapital die Zügel der Wirtschaftspolitik in die Hand genommen hat, war diese Entwicklung abzusehen: Management nach Shareholder-Value um Investment anzulocken! Rendite als Handlungsmaxime rechtfertigt stagnierende Löhne, Massenentlassungen etc. Ich bin kein Realitätsverweigerer und geh' durchaus mit A. Smith konform was die Grundideen des Kapitalismus anbelangt, aber vor allem der Finanzmarkt hat jedes Verhältnis zur Realwirtschaft verloren (Vgl. Devisenhandel vs. tatsächlicher Handel). Deswegen profitiert eben nicht die Gesellschaft vom aktuellen System..

Die finanztechnischen Erklärungen,die unser Wirtschaftsystem rechtfertigen, erinnern mich an den Mechaniker, der mit 100 km/h auf eine Mauer zurast, und seinem schreckensbleichen Beifahrer derweilen die exakte Funktionsweise des Otto-Verbrennungsmotors erläutert

Welche Mauer?

Suchen sie sich eine aus....

Bin kein Experte aber wenn ich sehe, dass der Eine 10 Äpfel und 2 Schokoriegel hat und der Andere nix, dann suche ich das Grundproblem sicher nicht bei der Mehrwertsteuer.




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