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Integration - Der Zwang zur Eintopf-Identität

Menschen erwerben Rechte durch ihr Menschsein, nicht durch die Zugehörigkeit zu einer Religion, Kultur oder Herkunft. Wird das umgedreht, schnappt die Kulturalismus-Falle zu: Einmal Ausländer - immer Ausländer. Als was du geboren wurdest, das bist du.

Ähnliches passiert bei der Integration: Der Zugang zu Wohnungen, die nicht feuchten Substandard darstellen, wird so als kulturelles Recht definiert - und nicht als soziales Grundrecht. Dasselbe bei Familienzusammenführung, Sozialhilfe, sozialen Aufstiegschancen, Mitbestimmung.

Der Integrationsbegriff wird nur bei Migranten kulturell codiert, während er in anderen Kontexten auf den Kern gleichberechtigter Teilhabe beschränkt bleibt.

Als was du geboren wurdest, das glaubst du: So funktioniert der religiöse Kulturalismus. Menschen müssen aber die Freiheit haben, sich gegen (religiöse) Herkunft entscheiden zu können. Glaubende sind immer auch Frauen und Männer, Arme und Reiche, Privilegierte und Benachteiligte, Mächtige und Ohnmächtige. Das ist wichtig, weil es zeigt, dass wir als Menschen mehrere Identitäten aufweisen. Menschen sollen entscheiden können, dass ihre ethnische oder kulturelle Zugehörigkeit weniger wichtig ist als ihre politische Überzeugung oder ihre beruflichen Zusammenhänge oder ihre gewählten Freundschaften.

Die vom Innenministerium vor einem Jahr präsentierte Islam-Studie verglich "Muslime" und "Österreicher". Damit werden Muslime und Österreicher als einander ausschließende Gruppen konstruiert. Als ob es keine muslimischen Österreicher geben darf und gibt. Mehrfachidentitäten müssen das Normale sein.

Die Kulturalisierung des Integrationsbegriffs dient dazu, nicht über Menschen- und Bürgerrechte reden zu müssen. Wird über Menschenrechte gesprochen, dann sind nämlich Probleme wie Zwangsehe, Schubhaft oder Ehrenmorde ebenso ein Thema wie Männergewalt in der Familie, mangelnde Bildungschancen oder die fremdenpolizeiliche Trennung binationaler Ehepaare.

Der allerorts veranstaltete "Dialog der Kulturen" ersetzt nicht die Diskussion über Menschenrechte, Frauenrechte und soziale Aufstiegschancen unabhängig von der Herkunft.

Wir brauchen keine Integration, der Begriff kann ersatzlos gestrichen werden!
Was in den 70-iger und 80-iger Jahren ein wichtiges Konzept zur Herstellung von Chancengleichheit in Zuwanderungsgesellschaften darstellte, ist heute wertlos. Der Begriff Integration wurde in den letzten zehn Jahren komplett umgedeutet und unterscheidet sich in seiner extremsten Auslegung nicht mehr vom Begriff der Assimilation. Wenn heute Zentrums-PolitikerInnen von Integration sprechen, dann geht es ihnen meist darum, dass sich die "Ausländer anpassen" sollen. Der Integrations-Prozess, der vor ein paar Jahren angeblich noch ein "beidseitiger" war, wird heute weitgehend nur noch als Verpflichtung der ZuwandererInnen verstanden.

Dieser Integrations-Begriff ruft nach Sondergesetzen für ZuwandererInnen, wo Gleichberechtigung und Chancen für alle gefragt wären: Er behauptet, dass "sie" gezwungen werden müssen, Deutsch zu lernen. Statt guter Ausbildungsmöglichkeiten für alle. Er stellt "ihren" Willen zu arbeiten in Frage. Statt aktiver Arbeitsmarkpolitik für ausreichende Jobangebote. Er hält es für nötig, dass "sie" dem Ehrenmord abschwören. Statt Maßnahmen gegen jedwede Gewalt von Männern gegen Frauen. Er will, dass "sie" sich in "unsere" Lebensweise einordnen. Statt einer offenen Gesellschaft mit Verwirklichungschancen individueller Lebensentwürfe.

Aus dem "Sie" ergibt sich ein "Wir", das in der Gegenüberstellung als kulturell einheitlich erscheint. Auch die inneren Interessenskonflikte des "Wirs" verschwimmen durch die Polarisierung mit dem "Sie": Wer am unteren Ende der sozialen Leiter steht, sollte eigentlich Interesse an einer Wohlfahrtspolitik haben, die Chancengleichheit für den sozialen Aufstieg herstellt. Dies kann wiederum jenen nicht recht sein, die dies eigentlich mit ihren bisher unter-besteuerten Vermögen finanzieren müssten. Doch in der Opposition zum "Sie" ist man sich einig. Das haben einige Debatten des letzten Jahres gezeigt: Die "Ausländer-Kinder" sind schuld an den schlechten Pisa-Ergebnissen, nicht der jahrelange Sparkurs im Schulbereich. Und auch die "ausländischen Langzeitarbeitslosen" sind schuld an der hohen Arbeitslosigkeit, nicht das Fehlen einer aktiven Arbeitsmarkt-Politik.

Die Welt hat sich verändert. Wo das Konzept der StaatsbürgerInnenschaft vor hundert Jahren ein taugliches Modell war, Rechte und Pflichten der EinwohnerInnen eines Flächenstaates zu verankern, erweist es sich im globalisierten Heute als undemokratisch. Rund zehn Prozent der EinwohnerInnen Österreichs haben keine StaatsbürgerInnenschaft und sind deshalb von zentralen Rechten und Chancen ausgeschlossen. Eine solche Demokratie ist nicht glaubwürdig und beschädigt sich selbst. Gleiche Rechte für alle sind die Voraussetzung für ein demokratisches Gemeinwesen, das nicht an seinem zentralen Versprechen zerbrechen soll. Chancen, die allen ermöglichen, ihren persönlichen Lebensentwurf unabhängig von sozialer und geografischer Herkunft zu verwirklichen, sind ein Motor persönlicher und gesellschaftlicher Entfaltung. Wir brauchen nicht Integration, wir brauchen gleiche Rechte und Chancengleichheit für alle.




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